Wieso fällt es uns so schwer, Nein zu sagen? Was geht dabei in unserem Kopf ab?
Nein sagen nicht per se schwer oder einfach. Vielen Menschen fällt es ganz leicht! Es hängt einzig und allein davon ab, was dabei in unserem Kopf abgeht. Welche Gedanken hindern uns daran, einfach Nein zu sagen?
Ich darf die andere Person nicht enttäuschen.
Ich möchte nicht egoistisch rüberkommen.
Ich möchte, dass mich die andere Person mag.
Es ist ja nur eine Kleinigkeit, hab dich nicht so.
Aber irgendetwas in uns sagt uns, dass wir uns immer wieder „über den Tisch ziehen lassen“. Dass wir unsere eigenen Bedürfnisse übergehen und selber zu kurz kommen. An den soeben genannten Gedanken sehen wir, dass es gar nicht wirklich um die Sache geht bzw. das, worum wir gebeten wurden. Es geht um etwas ganz Anderes: Wir beziehen unseren Selbstwert aus der Meinung der Anderen über uns. Und wir denken, wenn wir ihnen noch diesen Gefallen tun, denken sie positiv über uns.
Dazu kommt die unbewusste Überzeugung, die Bedürfnisse der anderen seien wichtiger als unsere eigenen.
Wir stellen die anderen oft über uns, bzw. uns selber hinten an. Der lieben Harmonie zuliebe fallen wir uns selber in den Rücken – und in uns drinnen herrscht alles andere als Harmonie. Und die anderen merken nicht einmal, was wir für sie eigentlich tun! Eine gute Beziehung kann nicht auf dem Fundament stehen, dass eine Person sich selber aufgibt. Das funktioniert daheim nicht und auch in der Arbeit ist das keine gute Beziehung. Weder zu Kunden, Kolleginnen noch Vorgesetzten.
Tatsache ist, dass Leute nicht positiver von uns denken, wenn wir uns für ihre Ziele selbst verleugnen.
Wenn wir uns vor ihren Karren spannen lassen und für sie die Arbeiterbiene spielen. Ihren Respekt verdienen wir so sicher nicht. Im Moment ist das für sie ganz angenehm, aber wie wollen wir uns mittel- und langfristig positionieren?
Wie können wir lernen, von Herzen und mit Leichtigkeit Nein zu sagen?
Indem wir unser Selbstbild ändern. Indem wir unsere Überzeugungen hinterfragen und vor allem, indem wir die Verantwortung für unsere Entscheidungen übernehmen.
Der erste Schritt ist anzuerkennen, dass es immer unsere eigene Entscheidung ist, was wir tun. Niemand kann uns „über den Tisch ziehen“, wenn wir das nicht zulassen. Niemand kann uns überreden, überrumpeln oder manipulieren, wenn wir das nicht zulassen. Indem wir unsere Verantwortung anerkennen, gewinnen wir auch die Macht über die Situation zurück. Denn wenn ich denke, dass die anderen schuld sind an meiner Situation, bin ich folglich machtlos. Und das stimmt nicht. Ich habe immer die Wahl.
Tatsache ist, dass mir Harmonie in dem Moment wichtiger war. Dass ich die Wahl hatte zwischen Zeit für mich oder dem Danke der anderen und ich habe mich für das zweitere entschieden.
Der zweite Schritt ist, den Grund für meine Entscheidung aufzudecken. Warum getraue ich mich nicht, Nein zu sagen? Was sind meine Gedanken dahinter? Wovor habe ich Angst? Zum Beispiel nicht mehr everybody’s darling zu sein, nicht Teil der Gruppe zu sein, nicht alle Informationen mitzubekommen, entbehrlich zu sein. Wenn wir unsere Ängste anerkennen, können wir sie auch loslassen.
Was spricht dafür, eigene Grenzen zu setzen?
Starke Grenzen vermitteln Ruhe, Klarheit und schaffen Raum für Fokus. Wir können uns auf die Themen konzentrieren, die uns wirklich wichtig sind und lassen uns nicht mehr in alle Richtungen zerren. Wir treten gelassener und souveräner auf, und werden von den anderen mehr respektiert.
Wer starke Grenzen hat, muss sie nicht verteidigen.
Sie sind Teil unserer Identität und wir strahlen sie aus. Denk an eine starke Persönlichkeit aus deinem Umfeld! Niemand würde auf die Idee kommen, ihr Arbeiten aufzudrücken oder sie nach Feierabend zu belästigen.
Wirkung kommt von innen. Wie wir denken beeinflusst, wie uns die anderen wahrnehmen und wie sie uns behandeln. Auf das Inner Game kommt es an. Und wir haben es selbst in der Hand, dies zu gestalten.
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Verena Tschudi ist Coach für Karriere und Leadership. Sie ist die Herausgeberin des Podcasts LEVEL ME UP! und inspiriert ihr Publikum für mehr Erfolg und Erfüllung im Job.
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